Willemsoord: gewöhnliches Dorf mit außergewöhnlicher Geschichte

Auf den ersten Blick ist Willemsoord ein ganz normales Dorf im Norden von Overijssel. Hier gibt es keine Sehenswürdigkeiten, doch die Geschichte ist um so interessanter. Und wenn man weiß, wohin man schauen muss, erwacht die Geschichte dieser 'Armenkolonie' zum Leben.

Freie Kolonie

Willemsoord ist eine der drei freien Armenkolonien. Diese wurden vor etwa zweihundert Jahren gegründet, um der bettelarmen Landbevölkerung eine neue Perspektive zu bieten. Die Armen erhielten einen kleinen Hof mit etwas Land, es wurden Schulen gegründet und es gab medizinische Versorgung. Willemsoord dankt seinen Namen dem damaligen Kronprinzen und späteren König Wilhelm II. Er finanzierte den Bau der Schule und eines Direktorenwohnhauses. Willemsoord wurde zwischen 1821 und 1823 aus dem Boden gestampft: In kurzer Zeit wurden hunderte Wohnungen und Dienstgebäude errichtet. Hundert Jahre später, im Jahr 1923, wurde die Kolonie Willemsoord geschlossen. Reste aus der Kolonialzeit sind immer noch sichtbar: kerzengerade Alleen, viereckige Ländereien und Häuser, die alle genau den gleichen Abstand zueinander haben. Heute ist Willemsoord ein 'normales' Dorf. Allerdings eins mit einer außergewöhnlichen Geschichte.

Von verwahrlostem Land zu reicher Landschaft

Die Armenkolonien wurden auf billigem, wildem Land gebaut. So auch Willemsoord. Man konnte damals noch nicht vermuten, dass das wertlose Land zweihundert Jahre später Teil von Nationalparks sein würde. Willemsoord liegt - genau wie die beiden anderen freien Kolonien Frederiksoord und Wilhelminaoord - mitten in diesen drei Naturgebieten: Weerribben-Wieden, Dwingelderveld und Drents-Friese Wold. Kein Wunder, dass Fahrradfahrer und Wanderer Willemsoord und Umgebung so sehr schätzen. Wald, Wasser, Schilfwälder, Sumpf, Sandverwehungen und Heide - einst war all dies wertlos, doch heute sorgen sie für eine abwechslungsreiche Landschaft.

Entdeckungstour

Mit dem Rad oder wandernd entdecken Sie, wie viel von den alten Kolonien erhalten geblieben ist. Die Armenrunde ist eine 36 Kilometer lange Entdeckungstour entlang drei Dörfern. Auf der Routenkarte werden alle Höhepunkte der Kolonien angegeben. In Willemsoord gibt es einige auffällige Orte, die Sie in die Vergangenheit führen. Wo sich heute das Bistro De Steen befindet, befand sich früher das Wohnhaus eines Fabrikdirektors der Kolonie. 1876 erhielt das Gebäude den Verwendungszweck einfache Unterkunft und Kaffeehaus. An anderer Stelle in Willemsoord befindet sich die reformierte Koloniekirche mit dem alten Pastorat und dem Hof, wo früher General Van den Bosch wohnte. Johannes van den Bosch war der Gründervater der Kolonien und voller Begeisterung für Willemsoord: ‘Schöneres Gelände gibt es nirgends im Land für diese Kolonie und nirgendwo findet sich besseres Land’.

Blut, Schweiß und Tränen

Unweit von Willemsoord befindet sich in einem kleinen Gebiet, das De Pol heißt, der Jüdische Friedhof. Hier ruhen die jüdischen Bewohner der Kolonie Willemsoord. Kehren Sie nach der 'Armenrunde' nach Willemsoord zurück, genießen Sie dann noch eine Weile im Bistro De Steen. Hier stehen nämlich besondere Gerichte auf der Karte, die mit ihren Namen, wie 'Blut, Schweiß und Tränen', auf die - nicht immer wohltätige - Geschichte des Dorfes verweisen.